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Japanische Badekultur

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Beitrag  Kirika Mi 24 Apr 2013, 9:45 am

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Japanische Badekultur

Reinigung hat in Japan nicht nur etwas mit Hygiene zu tun, sondern ist ein Aspekt, der die gesamte Kultur prägt.
Unreinheit jeder Art – körperlich wie seelisch – gilt als Quelle vieler Übel und Krankheiten, und zwar bei dem
Betreffenden selbst, aber auch bei seinem sozialen Umfeld. Sie ist daher unbedingt zu vermeiden bzw. zu beseitigen.
Daher werden japanische Wohnungen nie in Straßenschuhen betreten, gibt es spezielle Schuhe für die Toilette und man schüttelt sich nicht die Hände.

Als die wichtigsten Formen von Unreinheit gelten in Japan Tod, Geburt, Verbrechen, Krankheit und Menstruation.
Für jeden Fall gibt es bestimmte Rituale. Nach einer Geburt ist zum Beispiel ein Geburtsbad für Mutter, Kind und Vater
vorgeschrieben.

Das private Bad

Heute verfügen die meisten Wohnungen in Japan über ein Badezimmer (ofuro), was bis vor etwa 30 Jahren häufig noch
nicht der Fall war. Da das Baden Teil des sozialen Lebens ist, baden die Mitglieder einer Familie im Allgemeinen gemeinsam
in einer Wanne (Badebottich). Mitunter werden auch Gäste als Teil der Gastfreundschaft zum Bad eingeladen.
Ist die Wanne nicht groß genug für alle, wird nach alter Tradition in hierarchischer Reihenfolge gebadet: zuerst das Familienoberhaupt, dann die Männer nach absteigendem Alter, schließlich ebenso die Frauen.

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Das Badewasser ist in Japan wesentlich heißer als gewöhnlich in Mitteleuropa, die Temperatur beträgt in der Regel deutlich über 40 Grad Celsius. In der medizinischen Fachliteratur sind 47 Grad als für den Menschen erträglich belegt.
Die Hitze gilt als Voraussetzung für völlige Entspannung. Sehr wichtig ist, sich vor dem Wannenbad gründlich mit Seife zu reinigen und abzuspülen, um das Badewasser nicht zu verunreinigen. Das eigentliche Bad dient also nicht der Reinigung, sondern dem sozialen Kontakt und dem Wohlbefinden. Bis zum 19. Jahrhundert verwendete man in Japan übrigens keine
Seife, sondern rieb die Haut mit bestimmten Kräutern oder Reiskleie ab; das war gleichzeitig ein natürliches Peeling.

Öffentliche Bäder

Bei den öffentlichen Bädern unterscheidet man zwischen denen mit natürlichen heißen Quellen, Onsen genannt, und den übrigen, die Sentō heißen. Da Japan in einer vulkanisch aktiven Region liegt, gibt es sehr viele heiße Quellen, von denen
sich über 2000 in Badeanlagen befinden. Die meisten Onsen gibt es in freier Landschaft, aber man findet sie auch in
Städten. In Tokio zum Beispiel existieren etwa 25 Onsen-Badehäuser. Orte mit bekannten Heilquellen sind Kurorte nach westlichem Vorbild.

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In einem Onsen befinden sich die meisten Becken im Freien (rotenburo), die mitunter unterschiedlich temperiert sind.
Extrem heiße Quellen, in denen sich auch die hitzeerprobten Japaner nur wenige Minuten aufhalten können, heißen
jigoku (Hölle). Viele Onsen verfügen zusätzlich über Saunen, Wellness-Angebote und Therapiezentren.
Für das öffentliche Bad gelten die gleichen Regeln wie für das private, stets geht die Reinigung voraus.
Im Allgemeinen wird in den japanischen Badehäusern nackt gebadet, Badekleidung ist also nicht gestattet.

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Vor dem 7. Jahrhundert badeten die Japaner höchstwahrscheinlich überwiegend in den zahlreichen Quellen im Freien,
denn es gibt keine Hinweise auf geschlossene Bäder. Im 6. bis 8. Jahrhundert (Asuka- und Nara-Periode) wurde die
Religion des Buddhismus von China übernommen, was starke Auswirkungen auf die gesamte Kultur des Landes hatte.
Zu jedem buddhistischen Tempel gehörte traditionell auch ein Badehaus (yuya) für die Mönche.
Diese Badehäuser wurden im Laufe der Zeit auch für die übrige Bevölkerung geöffnet, denn das Prinzip der Reinheit
spielt im Buddhismus eine große Rolle. Private Bäder besaßen aber nur die Wohlhabenden.

Das erste öffentliche Badehaus wird 1266 erwähnt. In Tokio entstand das erste Sentō im Jahre 1591.
Die frühen Bäder waren Dampf- bzw. Schwitzbäder, genannt iwaburo (Steinbäder) oder kamaburo (Ofenbäder).
Es handelte sich um natürliche oder künstliche Felsenhöhlen oder um steinerne Gewölbe. In den iwaburo entlang der
Küste wurde das Gestein durch das Verbrennen von Holz erhitzt; dann goss man Meerwasser über die Felsen und
erzeugte so Dampf. Der Eingang zu diesen „Badehäusern“ war sehr klein, damit der Dampf nicht entwich.
Es gab keine Fenster, so dass es im Innern sehr dunkel war und die Benutzer sich ständig räusperten oder hüstelten,
um neu Eintretenden zu signalisieren, welche Plätze bereits besetzt waren. Die Dunkelheit ließ sich aber auch für sexuelle Kontakte nutzen, denn es gab keine Trennung nach Geschlechtern, und so kamen diese Bäder in Verruf.
Sie wurden schließlich 1870 aus hygienischen und moralischen Gründen abgeschafft.


Am Anfang der so genannten Edo-Zeit (1603–1867) gab es zwei verschiedene Bädertypen.
In Tokio (das damals Edo hieß) waren Heißwasser-Bäder (yuya) üblich, während es in Ōsaka Dampfbäder (mushiburo) gab.
Zu dieser Zeit war weiterhin das gemeinsame Bad von Frauen und Männern die Regel. Bei den männlichen Besuchern,
gerade auch bei den Samurai, sehr beliebt waren Badehäuser, die „Bademädchen“ (yuna) beschäftigten, die den Gästen
den Rücken schrubbten, die Haare wuschen etc. Einige boten gegen Bezahlung offenbar aber auch Liebesdienste an.

1841 wurde die Beschäftigung von Yunas generell verboten, außerdem das gemeinsame Baden beider Geschlechter.
Die Geschlechtertrennung wurde allerdings von den Betreibern der Badehäuser häufig missachtet, oder die Bereiche
für Männer und Frauen wurden nur symbolisch durch eine Leine getrennt. Das zog erneute offizielle Verbote nach sich.
Heute baden in fast allen Sentō Männer und Frauen in getrennten Räumen. Es gibt mittlerweile auch Einzelwannen.

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